Von Felix Knoke
Wer sagt denn, deutsche Unternehmen könnten nur die Ideen anderer abkupfern? Der Web 2.0-Boom beflügelt offenbar auch hierzulande die Kreativität. Außerdem im Überblick: Bei MySpace ist der Wurm drin, Abmahn-Anwalt droht Bewährungsstrafe und mehr.
Von Gravenreuth geht in Berufung
Wegen Veruntreuung von Mandantengeldern wurde dem umstrittenen, vor allem durch Abmahnungen bekannt gewordenen Münchner Anwalt Günter Freiherr von Gravenreuth vergangen Freitag eine Haftstrafe von neun Monaten auf Bewährung aufgebrummt. Grund: Er soll 7000 Euro Mandantengelder unterschlagen haben. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig. Laut Gulli.com hat von Gravenreuth bereits angekündigt, gegen das Urteil in Berufung zu gehen.
Die hohe Strafe sahen Prozessbeobachter auch in der "äußerst herablassenden Art" des Angeklagten, in von Gravenreuths "völliger Uneinsichtigkeit" und im "fehlenden Unrechtsbewusstsein" des nur sehr selten aufmerksamkeitsscheuen Anwalts begründet. Gegenüber Gulli.com zeigte sich von Gravenreuth kampflustig, auch sei die Lage in seiner Kanzlei nicht so chaotisch und finanziell desolat, wie in einigen Blogs verbreitet wurde.
Deutsche Jugendliche: Computer wichtiger als TV
Stellt man deutsche Jugendliche vor die Wahl, stellen sie sich lieber einen Rechner als ein Fernsehgerät ins Zimmer. Das fand der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest in der nun veröffentlichten JIM Studie 2006 ( .pdf) heraus. Andere Feststellungen über die 1200 telefonisch befragten Jugendlichen: 60 Prozent der 12- bis 19-Jährigen besitzen einen eigenen Computer, 38 Prozent haben einen eigenen Internetanschluss im Zimmer, auch Musik hat einen ausgesprochen hohen Stellenwert. Mehr als zwei Drittel der Jugendlichen gehen "mehrmals pro Woche oder häufiger" online. Instant Messaging und E-Mail sind dabei die häufigsten Tätigkeiten, Netz-Spiele machen gerade einmal ein Fünftel der Onlinezeit aus.
MySpace-Wurm nutzt Quicktime aus
Die MySpace-Community ärgert sich mit einem angeblich "erstaunlich virulenten" Wurm herum, der eine bekannte Cross-Scripting-Schwäche und eine Sicherheitslücke in Quicktime ausnutzt, Passwörter stiehlt und Spam verbreitet. Der Wurm geht dabei ganz schön clever vor: In einem präparierten MySpace-Profil bindet er ein Quicktime-Video ein und nutzt darüber die Möglichkeit, mittels Javascript ein gefälschtes Menü im Profil anzuzeigen. Wie man solche Trick-Profile erkennt, beschreibt Macworld.
Zwei Mal Web 2.0 aus Deutschland
Beim einen begleiten kleine Avatare den User auf seinen Webreisen und bringen so Leben in sonst kalte Textwüsten. Wenn zwei Zweitgeist-User dieselbe Seite ansurfen, sehen die User am unteren Seitenrand gegenseitig ihr Avatarmännchen. Wie im Instant Messenger kann man mit dem dann Kontakt aufnehmen. Der Basis-Dienst ist kostenlos und benötigt nur ein Firefox-Plugin und einen kleinen Download. Für die Zukunft haben die Software-Entwickler noch einiges vor. Unter anderem sollen sich Buddys gegenseitig auf eine Netztour einladen können. Wie auf dem Beifahrersitz surft der eine dem anderen dann einen vor.
Die Kraft des gemeinsamen Geizes will hingegen Dealjaeger.de aktivieren. Bei den erfolgreichen Preisvergleichsseiten wurden bislang ja nur Angebote gesammelt. Bei Dealjaeger soll die User sich hingegen gemeinsam in ihrer Schnäppchenjagd über- und die billigsten Preise unterbieten. 1000 Nutzer sollen sich seit dem offiziellen Start am vergangenen Freitag schon registriert haben, die erfolgreichsten Dealjäger will man eines Tages sogar bezahlen.
Überwachungsrisiko durch Nike-iPod
FELIX KNOKE
... arbeitet von Hamburg aus für Print, Online, Radio und Fernsehen über digitale Lebenskultur und Medien in Österreich und Deutschland. |
Grundsätzlich sei dieses Vorgehen allerdings auch mit vielen anderen Geräten möglich, wie Techweb.com schreibt.
Sicherheitslücke in Adobe Acrobat Reader
Der verbreitete Acrobat Reader birgt Sicherheitslücken, über die man die Kontrolle über einen fremden Rechner an sich reißen oder diesen zumindest zum Absturz bringen kann. Betroffen seien alle Acrobat-Versionen von 7.0.0 bis 7.0.8. Solange es kein Sicherheitsupdate gibt, empfiehlt Adobe allen Nutzern, die Datei AcroPDF.dll im Acrobat-7.0-Ordner zu löschen. Die gute Nachricht: Noch, schreibt TGDaily.com, werde die Lücke nicht in freier Wildbahn ausgenutzt.
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